Warum ist die Sexualität behinderter Menschen so ein Tabu?
Diese Frage richte ich an sexuell aktive bzw. allosexuelle/nicht-asexuelle Menschen. Seit einer Diskussion mit einem Mann, der mich online auf meine Asexualität ansprach und aufgrund einer Reihe von Vorurteilen Menschen mit Behinderung(en) und uns Asexuelle in einen Topf schmiss, geht mir diese Frage nicht mehr aus dem Kopf. Ich erklärte ihm zum Einen, dass nur die wenigsten Asexuellen tatsächlich ohne Sex leben. Und zum Anderen, dass abstinente Menschen mit Behinderung noch lange nicht gern abstinent sind, nur weil er die Vorstellung vielleicht eklig findet. Denn auf meine hypothetische Frage, ob er sich denn Sex mit einer Frau mit Behinderung vorstellen könne, meinte der Mann wörtlich und mit Rechtschreibfehlern nur "nein weil sie kein sex machen kann sonst were sie nicht behindet." Danach hat er mich geblockt. Ich hätte ihm noch so gerne geantwortet: Ääh, klar können (viele) Menschen mit Behinderung keinen Sex haben. Das liegt aber nicht an ihrer Behinderung, sondern an einer Einstellung wie der Deinen. Zumal ich selber auch schon Ähnliches erlebt habe - wenn auch nicht sexualitätsbezogen, sondern hinsichtlich der Partnersuche. Ich wurde schon auf meinen durch einen Haushaltsunfall verstümmelten rechten Mittelfinger reduziert und abgewiesen.
Generell wird die Sexualität von Menschen mit körperlicher und/oder geistiger Beeinträchtigung völlig tabuisiert. Aber warum? Wirklich nur wegen einem "Ekelempfinden" der nicht-behinderten Mehrheit?
Würde beim Akt eine Behinderung der/einer anderen Person ein Problem für Dich darstellen?
Das Ergebnis basiert auf 11 Abstimmungen
6 Antworten
Mich würde das stören, wenn jemand gegenüber dem Sex so eine Einstellung hätte. Ich habe lieber Sex mit jemandem, der es auch genießt und mit Leidenschaft dabei ist.
Ist für mich kein Tabuthema.
Allerdings rede ich nur mit recht wenigen bekannten über Sex im allgemeinen. Und da da kein behinderter dabei ist rede ich eben mit keinem behinderten über sex.
Ich gehe mal schwer davon aus das es den meisten Menschen jenseits der Teenager-Jahre so geht.
Warum sollte man mit einem föllig fremden über Sex reden ? Ausser in einem eindeutigen Chat halt.
Und da man eh nicht mit völlig fremden über Sex reden will will man auch nicht mit einem völlig fremden über Sex mit Behiderten/Behinderung reden.
Könnte mir niemanden vorstellen, der geistig behindert ist oder so weit körperlich behindert ist, dass er einfach nur starr da liegt und nichts tun kann. Ein fehlender Finger wäre nicht schlimm.
Also was ich so im Tor-Netzwerk gesehen habe, war schon ziemlich verstörend!
Wenn es andern Menschen wie mir geht, dann wollen die schlicht nicht dass andere Menschen wissen was die sich ansehen.
Einen Finger durch einen Unfall zu verlieren, kann wirklich JEDEM passieren und das wäre für mich absolut kein Grund jemanden abzulehnen, wenn es ansonsten passt.
Ich denke bei körperlichen Behinderungen anderer steht nicht unbedingt der Ekel im Vordergrund, sondern die Unsicherheit. Man traut sich nicht nachzufragen, was die Behinderung ausmacht, wo es vielleicht Einschränkungen gibt und was ganz normal funktioniert. Es ist komplizierter als bei jemandem ohne Behinderung, weil die Basis der körperlichen Funktionen, die man immer als selbstverständlich annimmt, erst geklärt werden muss.
Für solche Klärungen braucht es einfach Vertrauen, Mut, Zeit und auch Fingerspitzengefühl. Viele fühlen sich damit überfordert und lassen es dann lieber bleiben, weil die Auswahl an körperlich "normalen" Menschen ja so groß ist.
Sex mit geistig Behinderten ist ein schwieriges Thema, wenn bei den Betroffenen eine deutliche Intelligenzminderung vorliegt. Die geistige Behinderung kann ausgenutzt werden und es kann zu sexuellem Missbrauch kommen eben wegen des Intelligenz- und dem daraus entstehenden Machtgefälles. Deshalb wäre es vielleicht sinnvoller, wenn geistig Behinderte, die auf gleicher Augenhöhe sind, untereinander Sex haben, eventuell mit Anleitung und Unterstützung durch Betreuer oder Sexualtherapeuten.
Es gibt daneben ja auch Sexdienste, die extra für geistig oder schwer körperlich Behinderte angeboten werden. Aber das ist halt schon Prostitution und Prostitution sehe ich generell schwierig. Außerdem fehlt da eben der emotionale Aspekt, den eine Liebesbeziehung ausmacht.
Ich könnte mir keine Beziehung und keinen Sex mit jemandem vorstellen, der z.B. einen Urinbeutel mit sich rumträgt, denn das ist einfach eklig für mich. Ein geistig behinderter, intelligenzgeminderter Partner käme für mich nie infrage, weil ich sehr großen Wert auf Intellekt lege.
ich bin zum glück nicht behindert, kann mir aber vorstellen auch sie haben ihre bedürfnisse