Sollten alle Kinderwunschbehandlungen von der Krankenkasse getragen werden?
Guten Tag,
ich könnte die Frage auch andersherum stellen. Ein Kind ist Luxus. Eine Ergänzung des eigenen Lebens. Das Fehlen eines Kindes hat keinen direkten Einfluss auf die Gesundheit eines Menschen.
Sollte die Krankenkasse (und damit alle Kassenpatienten über ihre Beiträge) überhaupt nur eine Kinderwunschbehandlung bezahlen?
So viel ich weiß ist die aktuelle Sachlage die, dass die Krankenkasse bei künstlicher Befruchtung unter gewissen Voraussetzungen drei Versuche finanziert.
Ist das in Ihren Augen ein guter Weg oder sollte es so etwas wie "bedingungslose Grundversuche" geben, sodass auch Paare, bei denen die Krankenkasse keinen finanziellen Zuschuss leistet, ohne viel Geld zu haben, trotzdem die Chance bekommen, ihren Kinderwunsch erfüllt zu bekommen?
Oder sollte das Ihrer Meinung nach, wie erwähnt, überhaupt nicht Aufgabe der Krankenkasse sein?
2 Antworten
Zu der Diskussion können wir die rechtlichen und wissenschaftlichen Hintergründe beitragen:
In der Regel übernehmen gesetzliche Krankenkassen 50 Prozent der Kosten für drei Behandlungen. In einigen Bundesländern gibt es weitere Zuschüsse. Private Krankenversicherungen übernehmen bis zu 100 Prozent der Behandlungskosten. Die Behandlungen, die die Krankenkassen bezahlen, entsprechen nicht den modernen medizinischen Verfahren. Viele State-of-the-art-Behandlungen gelten als Sonderverfahren und müssen zusätzlich bezahlt werden. Würde die gesamte Behandlung selbst bezahlt werden, läge man zwischen 1000 und 4000 Euro für 1 Monat Gesamtbehandlung.
Mehr zu Kinderwunsch und Kosten lesen Sie hier: https://www.fernarzt.com/magazin/kinderwunsch-kosten/
Oft gibt der unerfüllte Kinderwunsch Hinweis auf bestehende Pathologien, die einen oder beide PartnerInnen betreffen. Die gesundheitlichen Beschwerden der Personen mit Kinderwunsch müssen entsprechend behandelt werden. Mehr dazu hier: https://www.fernarzt.com/kinderwunsch/
Vielleicht gibt dir ein anderer Blickwinkel auf die Kinderwunschbehandlung noch einen Impuls, anders darüber nachzudenken:
In der Regel ist der unerfüllte Kinderwunsch erstmal Symptom körperlicher Störungen. Die Kinderwunschbehandlung setzt dort an, wo der natürliche Prozess gestört ist, und "assistiert", überbrückt, kompensiert, und zwar an der jeweils "einfachsten" Stelle: keine Kanonen auf Spatzen, sondern von der gezielten Unterstützung einzelner Phasen (Follikelreifung und/oder Eisprung und/oder Gelbkörperphase) über den "verkürzten und geebneten Weg" der IUI bis hin zur IVF ohne oder mit ICSI und ggf. weiteren Stellschrauben der IVF (bspw. Hatching). Wo ziehst du die Grenze bei der Behandlung körperlicher Pathologien, die ursächlich oder symptomatisch behandelt werden können?
Die unterschiedlichen Formen der Kinderwunschbehandlung verlangen physisch, psychisch und auch finanziell unterschiedlich viel von den Paaren ab. Vor dem Hintergrund meiner Erfahrung geht kein Paar diesen Weg mal so nebenbei; er selbst ist mit riesigen Belastungen verbunden, an denen die Betroffenen auch scheitern und zerbrechen können. Aber die Psyche IST im Erfolgsfall tatsächlich märchenhaft geheilt. Ein Kinderwunsch ist existentiell, wenn man ihn hat.
Ein Kinderwunsch ist existentiell, wenn man ihn hat.
Was meinst du mit "existentiell"?
Nehmen sich die Menschen die Existenz / das Leben, falls es nicht klappen sollte?
Manche vielleicht, ja, das meine ich aber nicht. Für mich entscheidet das Existentielle nicht zwischen Tod und Leben. Ein Kinderwunsch, so vorhanden, ist omnipräsent; er nagt immer. Ein eigenes Kind (das muss kein leibliches sein) ist quasi basaler Teil eines lebenswerten Lebens wie ein Zuhause. Man kann versuchen, die ungewollte Kinderlosigkeit durch anderes zu kompensieren und sich damit zu arrangieren, aber der Wunsch bleibt und der "Ersatz"/Plan B ist mehr mit dem Gedanken an die Lückenfunktion verknüpft, als dass er die Lücke füllen oder gar einen eigenen, unabhängigen Stellenwert bekommt.
Das klingt schon fast so, als sollte so jemand sich gerade deshalb keinen Hund anschaffen, weil er durch den Hund nur noch mehr an den Schmerz erinnert werden würde.
Aber mit Adoption sprichst du ja eine gute Möglichkeit an, ohne Kinder bekommen zu können trotzdem Kinder bekommen zu können.
Klingt nach einer vernünftigen Lösung.
Richtig, tatsächlich sollte sich meines Erachtens niemand aufgrund des unerfüllten Kinderwunsches einen Hund anschaffen. Hast du nicht manchmal das Gefühl, dass Hunde Kindersatz sind, dass die Beziehung des Menschen zum Hund irgendwie ungesund ist? Ich schon und mitunter ist das kein hundegerechtes Leben.
Hast du dich mal mit Adoption auseinandergesetzt? Diese vernünftige Lösung ist mitunter keine.
ja, als Mann öeidet mansehr stark darunter, da manselbst nichtmal kontrolle auf die partnerwahl hat
Ja, sobald auch Sterilisationen bezahlt werden. Kinder haben ist ein Luxus, da finde ich es falsch, dass Paare dies bezahlt bekommen (teils und auch komplett bezahlt?
Das manchen der unerfüllte Kinderwunsch psychisch stark zusetzt, verstehe ich. Manche werden vermutlich krank dadurch.
Aber wenn die Kassen allgemein die Kosten für die Kinderwunschbehandlung mittragen, tragen sie auch die Kosten derer mit, die keine psychische Störung davon getragen haben.
Außerdem frage ich mich, ob es der beste (und günstigste) Behandlungsweg ist, finanziell unterstützt zu versuchen, den Kinderwunsch doch zu erfüllen?
Mir kommt es ein bisschen märchenbuchhaft vor, wenn dann im Erfolgsfall auf einmal schwere, psychische Schäden geheilt wären.
Neulich hat jemand nach einem Arzt gesucht, der ihm Canabis gegen seine Rückenschmerzen verschreibt.
Ihre Argumentation hat mich an ihn erinnert.