Was geht euch durch den Kopf wenn ihr in den Medien hört/ lest, dass die Pariser Regierung die Verfassung in Neukadelonien (zu ihren Gunsten) reformieren will?

9 Antworten

Zunächst nichts. Nach deiner Information: Überseeterritorien eines Staates sind eine fragwürdige Konstruktion, um die Begriffe Kolonie und Protektorat zu umgehen.

Weshalb die bisherigen Abstimmungen immer für den Verbleib bei Frankreich ausgingen, weiß ich nicht. Ein Verdacht auf Manipulation liegt nahe. (vgl. unten)

Viel fragwürdiger erscheint mir aber das Festhalten am bestimmenden Einfluss in ehemaligen Kolonien und das Engagement von deutschem Militär, um diesen Einfluss zu bewahren, wie das in Mali geschieht.

Ein Konfrontationskurs mit China scheint mir aber weltpolitisch belangvoller. Es müsste versucht werden, den Taiwan-Konflikt zu entschärfen.

Ich danke aber für die Information über die Entwicklung in Neukaledonien: "Geostrategisch liegt die Insel nah an Australien und Neuseeland im melanesischen Inselbogen und wird auch als Tor zu Südostasien bezeichnet. Neukaledonien gilt als wichtig für Frankreichs geostrategische Präsenz im Indo-Pazifischen Raum. Frankreich transferiert 1,3 Milliarden Euro jährlich in die öffentlichen Kassen Neukaledoniens.[4]

Frankreich hat eine ständige Präsenz von rund 1200 Soldaten aller Truppengattungen und der Gendarmerie auf Neukaledonien. An drei Orten ist die französische Marineinfanterie (RIMAP-NC) stationiert; in Nouméa befindet sich die Marinebasis „Pointe Chalaix“ und bei Apron, nahe dem Flughafen La Tontouta wird der Luftwaffenstützpunkt Nouméa betrieben.

Unter dem französischen Überseeterritorium liegen 25 Prozent der weltweiten Nickel-Reserven. Der Rohstoff wird im 21. Jahrhundert zunehmend wichtig für die Produktion von Akkumulatoren, Batterien, Mobiltelefonen und Flachbildschirmen. Die Insel macht Frankreich zum fünftgrößten Nickel-Exporteur der Welt. Beobachter gehen davon aus, dass bei einem Rückzug Frankreichs die Volksrepublik China schnell versuchen würde, Einfluss in Neukaledonien zu gewinnen, um an die Nickel-Vorräte zu gelangen." (Wikipedia)

Man sieht, dass der Versuch, handelspolitisch von anderen Staaten unabhängig zu werden, konfliktbeladen ist.


Silicium58  15.05.2024, 13:28
Weshalb die bisherigen Abstimmungen immer für den Verbleib bei Frankreich ausgingen, weiß ich nicht. Ein Verdacht auf Manipulation liegt nahe.

Kannst du den Verdacht begründen, dass gleich drei Abstimmungen manipuliert wurden?

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Silicium58  15.05.2024, 14:28
@Fontanefan

Abstimmungen müssen finanziert und der politische Laden am Laufen gehalten werden. Neukaledonien ist darauf angewiesen und ich weiß nicht, ob dein Vorschlag in die Richtung geht, die Milliarden zu streichen.

Ansonsten hast du drei demokratischen Abstimmungen ein einziges Verb im Konjunktiv ("könnte") entgegengesetzt.

Mit allem Verlaub, aber das ist keine überzeugende Darstellung.

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Fontanefan  15.05.2024, 14:32
@Silicium58

Ich habe zu Neukaledonien keinerlei Vorschlag gemacht, sondern darauf hingewiesen, dass anderes mich mehr interessiert. Wenn du das für fragwürdig hältst, darfst du das gern tun.

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Silicium58  15.05.2024, 14:35
@Fontanefan

Ich hielt es nicht für frag-, sondern für kritikwürdig, und schätzte dich als jemanden ein, der es nicht nur erwähnen will, sondern auch für Rückfragen bereit stehen würde.

Vielleicht habe ich dich auf dem falschen Fuß erwischt.

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Also, zusammengefasst: Wir haben einen kleinen Staat, der zu einem größeren gehört (Im Gegensatz zu deinen beiden Beispielen) und dort gab es demokratische Wahlen, aber eine Minderheit will die nicht akzeptieren, weil sie sich für besser hält, und diese "Ureinwohner" möchten sich nun abspalten weil Demokratie halt doof ist?

Wie sollte das überhaupt aussehen, wenn sie sich abspalten? Zurück in völlige Armut und Chaos? Oder doch unter den Stiefel von China o.ä. die sich den Nickel dann für einen Apfel und ein ei schnappen? Oder doch eine lustige Diktatur mit einem "El Presidente" und Gewaltherrschaft für eine kleine Minderheit die alle anderen dann unterdrückt?

Ich wage zu sagen, dass eine Demokratie wie Frankreich noch die beste Option ist.


wmsieger 
Fragesteller
 15.05.2024, 11:41

Aber durch die Änderung des Wahlrechts würde sich ja auch der Einfluss Frankreichs ändern. Und ich wage zu bezweifeln, dass Frankreich nur das Beste für Neukadelonien will.

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Winterlimonade  15.05.2024, 11:51
@wmsieger

Oh, wir können davon ausgehen, dass es geostrategische Gründe und auch Ressourcengründe hat. Aber die Bevölkerung ist immer noch sehr viel besser dran mit Frankreich als allen Alternativen.

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Silicium58  15.05.2024, 13:30
ine Minderheit will die nicht akzeptieren, weil sie sich für besser hält, und diese "Ureinwohner" möchten sich nun abspalten weil Demokratie halt doof ist?

Es leider umgekehrt - so, dass sich die Ureinwohner für etwas Besseres halten, und daher die Französischstämmigen nur ein eingeschränktes Wahlrecht besitzen.

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Nichts ehrlich gesagt - weil ich keine Ahnung davon habe.

Also, wenn ich das bei dir und in dem Artikel richtig verstehe - wie gesagt, ist mein komplettes Wissen darüber, weil ich mich nie damit befasst habe:

Die Bewohner stimmten bei drei Volksabstimmungen 2018, 2020 und 2021 für einen Verbleib bei Frankreich.

Die Regierung Paris will jetzt nur dafür sorgen, dass die Leute dort bei französischen Wahlen teilnehmen dürfen? Also das die, die demokratisch entschieden haben, sie wollen zu Frankreich gehören auch die franz. Bürgerrechte haben?

Wo zur Hölle soll dann das Problem sein?! Weil das andere auch dort Lebende nicht akzeptieren wollen (oder wären die davon ausgeschlossen)?

Anderes Beispiel: Die ETA will auch nicht akzeptieren, dass das Baskenland zu Spanien gehört, das macht die Taten der ETA nicht besser und die Entscheidungen Spaniens nicht böse...


wmsieger 
Fragesteller
 15.05.2024, 11:37

Wird es vom Westen akzeptiert, dass die Krim wieder zu Russland gehört? Werden Wahlen auf der Krim vom Westen als dekomkratisch angesehen? Werden sie anerkannt?

Sie würde Tausenden französischen Wählern in dem Inselstaat im Südpazifik das Wahlrecht und somit mehr politischen Einfluss einräumen.

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guitschee  15.05.2024, 11:39
@wmsieger

Zumindest von mir: ja.

Von vielen: Nein. Aber: das war auch eine ganz anderes Ausgangslage. Die Krim gehörte nicht zu Russland, als diese Abstimmung getroffen worden ist - das sieht bei Neukaledonien offenbar anders aus.

Mal abgesehen davon, das Whataboutismus nie sinnvoll ist, als Argument - es ist hier auch noch unpassend...

Sie würde Tausenden französischen Wählern in dem Inselstaat im Südpazifik das Wahlrecht und somit mehr politischen Einfluss einräumen.

Und?

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wmsieger 
Fragesteller
 15.05.2024, 11:50
@guitschee

Weil dann die Interessen der Einheimischen in der Unterzahl wären?

Und die Unruhen die diese Reformen jetzt hervorrufen haben ja einen Grund. Wenn es den Bewohnern der Insel dann besser oder zumindest nicht schlechter gehen würde, würde wohl kaum jemand sein Leben riskieren.

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guitschee  15.05.2024, 11:52
@wmsieger

Wie lange leben diese französischen Menschen dort? Sie sind da ebenfalls heimisch, denke ich.

Die Menschen, die dort schon länger verwurzelt sind: bekommen die ebenfalls das Wahlrecht, oder nicht? Werden sie anders behandelt?

Wenn es den Bewohnern der Insel dann besser oder zumindest nicht schlechter gehen würde, würde wohl kaum jemand sein Leben riskieren.

Die Geschichte der Welt zeigt immer wieder: DOCH. Weil es einfach nationalistische, rassistische oder patriotische Idioten gibt, die etwas fordern, was ihnen selber das Leben auch schlechter machen würde - schau dir in Deutschland doch nur mal die Kalifatsdemos an - die fordern auch etwas, wodurch es ihnen auch schlechter ginge...

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Ich halte eine Änderung der Verfassung darüber als äußerst ungeschickt.

Das: Das ist ja wieder mal ein begehrter Aufreger für die, die irgendwo dagegen sein wollen.