Wieso verhält sich mein Vater so kindisch?

8 Antworten

Unterschiedliche Ansichten haben ist etwas völlig anderes als falsch und richtig. Rumschreien bringt natürlich überhaupt nichts. Im Normalfall sollte man alles relativ sachlich und ruhig diskutieren können. Allerdings muss man nicht zwangsläufig eine Einigung erzielen. Und ja, das war schon immer so in allen Generationen. Nur die Rumschreierei nicht.

Oder wie meine Eltern gesagt haben, wer schreit hat prinzipiell Unrecht.

Du wirst solchen Leuten auch später im Berufsleben noch recht oft begegnen. Die Handeln einfach nach dem Motto: if you run out of arguments, go for volume.

Hey, wahrscheinlich bin ich hier keine Expertin oder so aber ich bleib dann einfach ganz ruhig und werde nicht laut, einfach ignorieren und lass sie schreien und dich davon nicht aus der Ruhe bringen und später bin ich nicht nachtragend, im Endeffekt muss ich ja eh mit ihnen in einem Haus wohnen und dann bringt es ja nichts sich aus dem Weg zu gehen. Das hilft mir jedenfalls persöhnlich damit auch psychisch besser damit klarzukommen und das nicht so an mich ranzulassen. Meine Schwester ist auch immer recht emotional und das endet dann darin dass sie weint und schreit und einfach unglücklich ist. Deshalb geh ich meistens einfach aus dem Raum ignoriere meine Eltern.

Sind eure Väter/Mütter auch so?

Jap, die waren auch so.

Da wurde auch nicht diskutiert, da wurde einem erklärt, warum man unrecht hat und fertig.

Das scheint ein Naturgesetz zu sein.

Und ja, ich als Vater bin, ganz ehrlich, manchmal auch so. Ich ertappe mich bei genau den selben saublöden Sprüchen, die ich schon bei meinen Eltern nicht mochte.

Und warum? Weil ich das Gefühl habe, da sollen manchmal Sachen ausklabustert und neu ausdiskutiert werden, die so selbstverständlich sind, wie das man die Zeit, in der die Sonne aufgeht, Morgen nennt. Das ist so und gut, das auszudiskutieren macht überhaupt keinen Sinn.

Und wenn ich zurückdenke, ich hab das als Jugendlicher auch so gemacht, Dinge versucht auszudiskutieren, bei denen es sich gar nicht lohnt, das zu tun, weil man sie so oder so weder ändern oder auch nur ankratzen kann.

Woher dieser Unterschied kommt?

Weil man, je älter man wird, um so mehr pragmatisch wird. Der Idealismus, das Träumen und Hoffen von einer neuen und besseren idealisierten Welt weicht einer durch jahrelanges Bombardement durch die Realität völlig zusammengeschossenen Idealisierungslosigkeit.

Man lernt mehr und mehr, Dinge, die man nicht ändern kann, statt zu bekämpfen hinzunehmen und sich mit ihnen zu arrangieren, statt unbedingt mit dem Kopf durch die Wand zu wollen.

Und vor allen Dingen die Dinge, die man nicht ändern kann von denen zu unterscheiden, die man ändern kann. Das kann man, so man Jung ist, nicht unbedingt gut.

Darum ändert man auch nichts mehr und sieht auch gar keinen Grund mehr, zu oft hat man sich die Birne im Leben an einem Betonpfeiler der Realität blutig geschlagen, als das man ewig Bock drauf hat.

Und man hat Fehler gemacht und erkennt, man hat zum Geier die gleichen Fehler dabei und dadurch gemacht, wie die Generationen davor.

Und dann kommt sie daher, die Nachfolgegeneration und fängt schon wieder damit an..... manchmal hat man vielleicht auch nicht mehr die Zeit für so viel Gedult und würgt solche Sachen ab, weil man diese Schlacht von der anderen Seite her schonmal verloren hat, mittlerweile nur zu genau weiß, warum man sie verloren hat und keinen Bock drauf hat, das jetzt nochmal durchexerzieren zu müssen, schließlich geht da Lebenszeit flöten.

Gut, ich pflaume dann nicht rum, Dein Dad scheint nicht weniger emotional zu sein als Du, aber dennoch komme ich dann mal mit einem Schlußsatz, der geeignet ist, vorzeitig zu beeden, was sonst Stunden gedauert hätte.

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Andererseits - ohne Ideale und Träume keine Veränderung und ohne Rütteln an den Grundfesten auch nicht.

Und ohne Veränderung bliebe alles, wie es ist und ja, so wie es ist oder bislang war, gehts halt auch nicht gescheit weiter. Es war nicht alles gleich mies und schlecht, wie oftmals behauptet - aber es war auch längst nicht alles toll oder nur gut. Viel zu viel wurde viel zu langsam und/oder viel zu falsch gemacht.

Nein, das machen junge Leute gut, zu rütteln und zu versuchen, neue Wege zu finden.

Ich bitte nur um Verzeihung, wenn man als älterer Mensch bereits zu desillusioniert ist, dabei in vollem Umfang mitzumachen.

Vielleicht sollte man ab einem gewissen Alter zudem mal einsehen, man hat die meiste Zeit bereits hinter sich, diese Welt gehörte einem mal, das ist nun nicht mehr der Fall, man hat es vergeigt vielleicht auch hier und da, aber man ist die letzte Zeit eigentlich nur noch Zuschauer.

Aber auch Zuschauen kann weh tun - wenn dann doch hier und da immer wider die gleichen Fehler gemacht werden, die man selbst schon an sich erkannt hatte.

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ok, ich schweife ab....

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Was Deinen Dad angeht, der ist anscheinend zu emotional für manche Themen. Spare solche Sachen vielleicht so gut als möglich aus.

Auch ich hatte einige Familienangehörige zu meiner Sturm- und Drangzeit damals, die eine Diskussion soglich als persönliche Anklage und damit als Angriff gewertet haben, so als ob man ihnen böse wollte.

Nein, hab das früher nicht verstanden, aber jetzt im Nachhinein schon. Daher mein Rat, sei etwas vorsichtig in der Themenwahl, welches Thema Du wie mit wem diskutierst. Es gibt Dinge, die braucht man manche Leute nicht zu fragen oder ihnen zu sagen, die können das nicht gut verdauen.

Natürlich klappt das nicht immer, manche Sachen muss man besprechen, weil sie ins persönliche und tägliche Leben hineinreichen, klar. Aber einigen Schlachten kann man ausweichen im Leben und nach meiner Erfahrung ist das einer der wichtigsten Dinge, die man lernen sollte - zu erkennen, welche Schlacht man schlägt und welcher man ausweicht.

In diesem Sinne - viel Glück und ja, viel Kraft, Du wirst sie brauchen.


fuchsred 
Fragesteller
 29.06.2022, 14:55

Erst einmal möchte ich mich für diesen superhilfreichen Kommentar bedanken!

Ich hätte echt nicht erwartet, dass so viele Leute sich die Zeit nehmen und versuchen zu helfen. Interessant vor allem Kommentare von Vätern/Müttern lesen zu können. Was mir besonders an deinem Kommentar gefällt, ist, dass du unglaublich reflektiert an die Sache ran gehst. (Ich hoffe es stört nicht, wenn ich dich duze) Du gehst nicht wie der ein oder andere Erwachsene schon in den Angriffsmodus, weil es sich hierbei ganz klar von einer unerzogenen 18-Jährigen Göre, die ihren Vater nicht richtig respektiert handeln muss und ganz sicher nicht von einem Menschen mit Gefühlen, der genau so das Recht darauf hat, respektiert zu werden.

Zu wissen, wann man diskutieren sollte und wann man lieber an der Stelle einfach schweigt, damit habe ich leider noch Schwierigkeiten, vor allem wenn es nicht so primitiv ist wie "ja, ich finde die Farbe Blau schöner als Grün", sondern wirklich eher komplexere Themen, Themen, die mir auch etwas nahe gehen. Dann fällt es mir leider schwer, es einfach auf mich sitzen zu lassen. Aber ich lerne davon.

An der Stelle ist mir meine Psyche wichtiger, als dass ich meinem Vater eine andere Sichtweise ermöglichen will.

Vielen dank noch mal, ich wünsch dir alles gute :)

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Kindisch würde ich nicht sagen, eher egoistisch und unbelehrbar. ER ist der Boß und alle haben nach seiner Pfeife zu tanzen.....siehe auch das Verhalten deiner Mutter. Du bist erwachsen und volljährig, laß dir das nicht gefallen. Sage ihm einfach, daß du seine Meinung akzeptierst, du aber trotzdem eine andere hast......und dann drehst du dich um und gehst aus dem Raum.

Dein Vater kann natürlich seine Meinung äußern, du aber auch. Er hat dich deswegen nicht anzubrüllen......das bringt nichts.

Deine Mutter hält sich raus.....typisch für Frauen, die sich nicht trauen ihren Ehemännern entgegen zu treten. Dein Vater hat auch sie voll in der Hand.

Sieh zu, daß du beizeiten ausziehen kannst, dann hast du das Problem nicht mehr.

Sind eure Väter/Mütter auch so?

Mein Vater war ein herzensguter Mensch, der es immer allen Recht machen wollte, meine Mutter war sehr dominant, die sich in alles eingemischt hat.....selbst als ich ausgezogen, verheiratet war und schon 2 Kinder hatte.


fuchsred 
Fragesteller
 29.06.2022, 10:44

Danke dir für deinen hilfreichen Kommentar! Das dein Vater ein guter Mensch war freut mich sehr, das mit der Mutter hingegen ist natürlich sehr schade.

Ausziehen wird für mich auf jeden Fall infrage kommen, sobald ich finanziell auch in der Lage dazu bin. 😅

Ich wünsch dir weiterhin alles Gute.

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Du bist erst 18, warst gerade noch ein Kind, dass von nichts ne Ahnung hatte und bevormundet, ja beaufsichtigt werden musste.

Dazu kommt die häufig geistige Inflexibilität, die eingefahrenen Denkpfade, aber auch viel mehr Erfahrung mit der Unlust zu diskutieren. Viele Ältere fühlen sich auch in der Autorität bedroht, in frage gestellt, verstehen eine andere Meinung als Aggression/Feindschaft/Respektlosigkeit.

Geh es sanfter an. Versuche ihm zu schmeicheln und Respekt entgegen zu bringen Du bist so erfahren, was ist deine Meinung , Ansicht, mir ist was du sagst wichtig, auch wenn ich nicht einer Meinung bin. Ist es ok, das ich deine Meinung nicht teile im Moment?

Wenn er anfängt zu schreien, dann brich ab und sage sorry, du wolltest nicht provozieren, wenn er nicht mehr diskutieren mag, dann brechen wir jetzt ab. Es geht nur ums Diskutieren, dass soll Spass machen usw.

Und lass ihn grollen, da brechen ev alte verrostete Denkansichten auf und er fühlt sich uralt und doof. Da braucht es Zeit damit klar zu kommen, ev auch dass du schneller und besser denkst, besser informiert bist. Man kommt ganz schön ausser Übung, wenn man sich nur auf die Arbeit konzentriert. Vergisst vieles was man gelernt hat, vieles wusste man zu seiner Zeit in der Schule gar nicht.

Ich wünsche euch jedenfalls weitere Diskussionen, aber ev mit mehr geäusserter Wertschätzung und mehr Spass, liebevoller, sanfter, dafür ohne Streit und schreien, zumindest negativ besetzt. Als Ausdruck von Emotionen ist s aber ok, gibt verschiedene Temparamente.

Und ja ich diskutiere sehr viel und treffe auf Probleme, viele kennen das gar nicht. Wissen nicht wie eine gepflegte (temparamentvolle) Diskussion funktioniert.

Mit Eltern, vor allem dem Vater, ist das aber oft 10 Zacken schwieriger.