Hallo PsychDocJulia!
Bei mir gibt es vier Gründe, warum ich kaum/keine Fragen stelle.
Erstens bin ich schon als Kind zur Selbstständigkeit hin erzogen worden,
sodass man mir niemals Antworten/Lösungen einfach so bereitgestellt oder auf dem Silbertablett ohne Leistung/Fleiss serviert hatte. Ich musste mir Gedanken machen, nachforschen, lesen, mich bilden und informieren, basteln, zerlegen, analysieren und es mit der Logik versuchen. Im Grunde war das auch keine Strafe, da ich wissbegierig war und schon von ganz alleine alles wissen und selbst erforschen wollte. Insofern habe ich gelernt, selbst Recherche zu betreiben,
ein Buch in die Hand zu nehmen und hier und da alle mir zur Verfügung stehenden Resourcen zu nutzen. Zudem war es auch ein Anspruch an mich selbst, mir selbst zu helfen und die Lösung selbstständig zu erarbeiten. Das macht einen stolz und spornt an. Zudem fördert dies nicht nur die Selbst-/Eigenständigkeit.
Außerdem habe ich es geliebt, selbst die Lösung herauszufinden und nachzuforschen bzw. etwas eigenständig herauszufinden. Das hat natürlich nicht immer sofort geklappt, aber mir ging es dabei eher um die Reise/den Weg/das Erlebnis. Zeit hat keine Rolle gespielt. Ich konnte mich fokussiert über Tage und Wochen mit einem Problem beschäftigen. Zwischendurch gab es chaotische Phasen, die mich stets abgelenkt hatten. Manche Fragen haben mich jahrelang beschäftigt. Aber, mit Biss und Fleiss konnte dann doch die eine oder andere Frage geklärt werden. Der oftmals steinige Weg mag sich skurril oder ungewöhnlich lesen, wenn man die Antwort, wenn man gefragt hätte, vielleicht wesentlich schneller erhalten hätte.
So hat sich das strikt durch die ganze Kindheit und Jugend durchgezogen.
Auch bei meiner Schule war das selbstständige Arbeiten ganz normal
und stets gefordert. Insofern für mich ganz normal. Zum Glück konnte ich so eine Schule besuchen bzw. hatte dahingehend gute Karten.
Insofern kann man sich fast alle Fragen selbst beantworten.
Hier eine Website, dort KI/AI, dann ein Handbuch, eine Anleitung oder ein klassisches Buch. Zumindest Fragen, die den Alltag und das normale Leben, Hobbys etc. betreffen.
Zweitens ist es so, dass ich zwar unzählige Fragen hätte und bei mir im Kopf zig lustige Ideen herumschwirren, aber hier sicherlich der falsche Ort dafür wäre.
Denn, bei meinen Fragen, die mir jetzt im Kopf herumschwirren, geht es um ziemlich komplexe und komplizierte Dinge. Auch da habe ich mich zwar intensiv damit beschäftigt, aber meine geistigen Grenzen sind erreicht, sodass eine umfangreiche Nachfrage oder Hilfe vonnnöten wäre. Denn, mit der Fragestellung alleine ist es nicht getan. Was bringt es mir dann, wenn ein Profi-Fachexperte mir eine fachkundige Antwort hinklatscht und Fachtermini aus der Gewohnheit heraus benutzt, ich aber nur "Bahnhof" verstehe. Komplexe Sachen versteht man auch nicht. Was dann? Insofern müsste man dann nachfragen.
Derart komplexe Fragen/Themen kann man nicht einfach so mit "JA" oder "NEIN" beantworten. Auch kann man diverse Dinge nicht mit einer kurzen Antwort klären, da Nachfragen entstehen würden. Hinsichtlich Verständnis, Nachfragen und Co. bräuchte es dann schon einen komplexen Fachdialog und somit Zeit.
Hier mögen sicherlich auch sehr viele Akademiker sein und irgendwelche Prof. Dr., Fachkräfte usw. Nur, diese sind eben aufgrund ihrer Tätigkeit nicht 24/7 hier. Ein Arzt, Anwalt, Ingenieur, Physiker, Astrophysiker etc. hat sicherlich besseres zu tun, als im Internet irgendwo auf einer Plattform auf eine Frage zu warten. Zudem gibt es spezielle Foren dafür. Obendrein muss man dann Antworten auch noch verstehen. Versteht man es nicht sofort, müsste man wieder nachfragen und dies artet dann in Arbeit & Zeit aus. In meiner Verwandtschaft habe ich zwar Akademiker, aber ein umfangreicher Austausch würde enorm viel Zeit in Anspruch nehmen. Das geht nicht. Jeder hat Arbeit und die meisten auch noch eine Familie. Ich würde mir da schon einmal einen Astrophysiker eine Woche ausleihen oder einen Anwalt. Nur, dann geht es wieder ums liebe Geld ;-(
Und, in diversen Fachforen/Portalen ist es auch oft kritisch, da eben auch der Zeitfaktor eine Rolle spielt oder leider die Arroganz ziemlich verbreitet ist.
Wenn man dann als "Laie" erscheint, wird man oft angefaucht und vergrämt.
Insofern landet man dann wieder bei der Selbst-/Eigenständigkeit.
Hier ist auch das Problem, da jeder alles sein kann und man vorab noch nicht genau weiß, wer denn nun ein "echter" Experte ist oder nicht. Es gibt zwar viele "Community-Experten", aber leider sind das nicht immer "echte" Experten. Zumindest lassen diverse Antworten extrem daran zweifeln.
Insofern könnte ich mich darauf auch nicht zu 100% verlassen. Da müsste man also erst einmal alles durchgehen, prüfen/analysieren usw. Und ein umfangreicher Dialog benötigt auch Zeit. Meine Zeit ist begrenzt, sodass es auch unhöflich wäre, dies nicht zu pflegen oder die Hilfe bzw. den Dialog nicht ausreichend wertzuschätzen.
Drittens geht es bei der Fragestellung auch um eine gewisse Betreuung (Gegenfragen, Antworten, Kommentare, User). Das kostet enorm viel Zeit und kann bei ziemlich vielen Antworten extrem in Arbeit ausarten. Wenn man keine/wenig Zeit hat, wäre das mE unhöflich. Man sollte dann schon Zeit investieren und die Betreuung pflegen (wollen); zudem auch entsprechend wertschätzen und fair bewerten.
Viertens (angelehnt an Punkt 1) stelle ich mir stets die Frage,
warum ich eine Frage, die ich mir durch Eigenrecherche selbst beantworten kann, stellen sollte? Selbst wenn es etwas länger dauert, kann ich das Problem/die Frage zumeist lösen. Abgesehen von Fragen, die aus einem Notfall/der Eile heraus entstehen und dementsprechend wichtig sind.
Natürlich geht es auch um Dritte. Schon oft habe ich mir gedacht, dass die eine oder andere Frage interessant sein könnte. Man muss ja nicht zwingend Fragen für sich selbst stellen, sondern für die Allgemeinheit, den Austausch, diverser Blickwinkel. Insofern gibt es schon einen Mehrwert. Dennoch muss man dann auch betreuen/pflegen und Zeit investieren.
Da es hier schon gute Fragen und coole User gibt, passt es schon, wenn diese Menschen dies so übernehmen.
Und, es gab schon gefühlt unendlich viele Fragen, sodass sich der Kreis durch die Recherche schließt.