Moin,
na, na... verzweifeln musst du deshalb nicht.
Das ist doch eigentlich ziemlich klar.
Langtagpflanzen bilden Blüten aus, wenn die Hellphase (mit Licht) des 24-Stunden-Tages länger ist als die Dunkelphase (erste Zeile der Graphik links; 13 Stunden Licht, 11 Stunden Dunkelheit).
Kurztagpflanzen bilden unter diesen Bedingungen keine Blüten aus.
Wenn nun aber die Helligkeit in diesen 13 Stunden von zwei kurzen Intervallen Dunkelheit unterbrochen wird, ändert das am Ergebnis nichts: die Langtagpflanze bildet dennoch Blüten aus, die Kurztagpflanze nicht (zweite Zeile in der Graphik).
Ist die Helligkeitsphase dagegen kürzer als die Dunkelphase (dritte Zeile der Graphik), dann bilden Langtagpflanzen keine Blüten aus, Kurztagpflanzen dagegen schon.
Wird aber die Dunkelphase in dieser Versuchsanordnung auch nur einmal von einer sehr kurzen Belichtungsphase unterbrochen, bilden Langtagpflanzen plötzlich wieder Blüten aus, während Kurztagpflanzen das wieder unterlassen (vierte Zeile der Graphik).
Was bedeutet das nun?
Pflanzen scheinen einen Tag-Nacht-Rhythmus zu haben, der von der Belichtungszeit innerhalb von 24 Stunden abhängt.
Die Ergebnisse in Zeile eins und drei überraschen uns deshalb nicht, denn wir erwarten von einer Langtagpflanze, dass sie Blüten ausbildet, wenn die Helligkeitsphase länger andauert als die Phase der Dunkelheit. Und wir erwarten von einer Kurztagpflanze, dass sie unter diesen Bedingungen eben keine Blüten ausbildet (Zeile eins).
Genauso erwarten wir umgekehrt, dass eine Kurztagpflanze eine Blüte ausbildet, wenn die Belichtungszeit innerhalb von 24 Stunden kürzer ist als die Phase mit Helligkeit. Die Langtagpflanze bildet unter diesen Umständen natürlich keine Blüten aus (Zeile drei).
Interessant sind dagegen die Zeilen zwei und vier.
Denn diese Zeilen zeigen, dass für die Pflanzen das Licht die ausschlaggebende Rolle spielt (und nicht die Dunkelheitsphase).
Wenn die Belichtungszeit von zwei kurzen Momenten der Dunkelheit unterbrochen wird, ist das für die Pflanzen nicht von Bedeutung. Es zählt, wie lange die relative (nicht die absolute) Belichtung insgesamt von den 24 Stunden an Zeit einnimmt.
Das ist auch logisch, denn in der Natur kann es immer mal passieren, dass eine Pflanze (vorübergehend) beschattet wird (ein Tier, dass sich vor die Sonne stellt oder durch Wolken an einem wolkigen Tag). Wenn also nach einer kurzen Dunkelheitsphase wieder eine Belichtung erfolgt, dann ist das für die Pflanzen so, als wäre die ganze Zeit Licht gewesen und es nur kurz eine Schattenphase gab (dritte Zeile).
Noch deutlicher wird das in der vierten Zeile. Eine kurze Belichtungszeit innerhalb einer relativ langen Dunkelphase führt bereits dazu, dass sowohl Langtagpflanzen als auch Kurztagpflanzen diesen Ansatz für einen Tag halten, an dem es lange hell war. Dementsprechend bildet die Langtagpflanze Blüten aus, die Kurztagpflanze dagegen nicht.
Fazit:
- Langtagpflanzen bilden Blüten aus, wenn es an einem 24-Stunden-Tag länger hell als dunkel ist. Kurztagpflanzen bilden unter diesen Bedingungen keine Blüten aus (Zeile 1).
- Wird die Helligkeitsphase kurz von Dunkelheitsphasen unterbrochen, ändert sich am Verhalten der Pflanzen nichts, weil kurzzeitige Beschattungen nichts an der Gesamteinschätzung der Helligkeitsphase verändern (Zeile zwei).
- Ist die Phase der Belichtung innerhalb von 24 Stunden kürzer als die Phase der Dunkelheit, bilden Langtagpflanzen keine Blüten aus, Kurztagpflanzen schon (Zeile drei).
- Wird aber die Dunkelphase kurzzeitig von einer erneuten Belichtung unterbrochen, ist das für beide Pflanzengruppen so, als wäre die Belichtungszeit nur wieder durch eine vorübergehende (wenn auch relativ lange) Beschattung unterbrochen worden, so dass beide Pflanzengruppen gemäß der Langtag-Kurztag-Eigenschaft reagieren (Zeile vier).
- Das Licht ist also der ausschlaggebende Faktor.
Und jetzt mal ehrlich: war das so schwer, dass man daran verzweifeln müsste?
LG von der Waterkant