Bei mir ging es Anfang der 90er Jahre los, und der Hauptgrund war bei mir nicht unbedingt die GUI, sondern das man unter Linux viele nette Dinge im gerade aufkommenden Internet tun konnte, die unter Windows einfach mangels Software viel zu kompliziert waren.
Anfang der 90er war das Internet noch analog mit 14.4kBit Modemeinwahl (später dann 64kBit ISDN), und das Web wie man es heute kennt noch weitgehend unwichtig. E-Mail, News (NNTP) und FTP waren die Dienste der Wahl. Und unter Linux konnte man es einrichten, dass sich der Rechner per interner Uhr nachts einschaltete, automatisch einwählte, Mail von mehreren Konten abholte und sortiere (fetchmail/procmail), Ausgangsmail versendete (sendmail), News der abonnierten Gruppen abholte und eigene Beiträge versendete, das Ganze nochmal für Webseiten, die es abfrief und zwischenspeicherte (wwwoffle) und die Verbindung dann wieder trennte und sich herunterfuhr. Hat eine Menge Telefongebühren gespart (es wurden Minutenpreise abgerechnet und nachts war es billiger), und ich habe da etliche Wochen mit verbracht, das "optimal" zu konfigurieren und passende Shell-Scripte zu schreiben. Die Möglichkeiten der Bash waren im Vergleich zu Batch-Dateien unter DOS/Windows einfach nur großartig.
Alle Tutorials und HOWTOs waren noch englisch, was auch dazu führte, dass ich in der Zeit schneller englisch gelernt habe als in der Schule, zumindest lesen/schreiben.
Als es dann das erste DSL gab (Ende 90er, 768kBit, die ersten DSL Modems waren ca. DIN A4, 5 cm dick und schwer wie ein Backstein) diente das Linux dann als Router, solche "Plasterouter" gab es noch nicht und wenn man mehrere PCs anschließen wollte (was offiziell nicht erlaubt war) blieb nur Linux (musste mir den Anschluss mit meinem Bruder teilen).
Weiterhin war es für mich die Möglichkeit, selbst das Internet zu gestalten und eigene Webseiten auf einem lokalem Webserver zu bauen, mit Server Side Includes und Perl CGIs rumzuspielen.
In der Zeit habe ich dann auch rausgefunden, dass es so was ähnliches wie HTML auch zum Erstellen von Textdokumenten gibt und Latex entdeckt. Im Gegensatz zu dem damals verbreiteten AmiPro oder Winword war das zwar erstmal ziemlich hässlich, hatte aber den entscheidenden Vorteil, dass man schnell und zügig erstmal alles incl. Formeln in ein Textfile schreiben konnte, ohne ständig die Maus zu benutzen. Korrigieren konnte man später, man konnte mit eigenen Styles und Klassen sich komplett neue Dokumenttypen basteln und nach der Übersetzung fielen da anständige PDFs raus. Das hat mir dann später im Studium sehr geholfen.
Irgendwann war der Zeitpunkt gekommen, dass ich die Mächtigkeit der Linux Kommandozeile, Shellscripte, vim, Latex, Perl und viele weitere Programme nicht mehr missen wollte und Windows nur noch zum Spielen benutzt habe.
Desktopanwendungen habe ich erst spät und relativ selten unter Linux programmiert, da ich in der Schule noch Pascal gelernt hatte und die Programmierung mit Delphi unter Windows am Anfang für mich logischer war als C++ und Qt-Designer. Irgendwann um 2000 kam dann fpc und Lazarus raus, was es relativ leicht machte, Delphi-Anwendungen auf Linux zu übertragen. Aber Desktop-Programme habe ich nicht oft und nur ungern geschrieben, habe ich dann relativ schnell auf Datenbank-/Webanwendungen spezialisiert.
Angefangen hatte ich mit einer der ersten Versionen von Halloween Linux basierend auf Red Hat. Dann bin ich zu SuSE gewechselt (ab 5.0), und hatte das relativ lang über etliche Versionen hinweg bis openSuSe 12.1, bis ich dann bei Debian / KUbuntu gelandet bin.