Angenommen man braucht einmal den Rettungsdienst, hat aber totale Panik vor Nadeln und überhaupt davor behandelt zu werden, wie reagieren die Sanitäter?

9 Antworten

Rein rechtlich ist es so, das niemand der verweigerungsfähig ist gegen seinen Willen behandelt werden darf. Die Venenpunktion ist eine so genannte invasive medizinische Maßnahme, stellt also im juristischen zunächst eine Körperverletzung dar, diese ist straffrei, wenn der Patient der Maßnahme zustimmt (Körperverletzung mit Einwilligung). Der Patient muss also der Venenpunktion zustimmen, möchte er das nicht, dann darf man es auch nicht machen, übrigens unabhängig der Qualifikation des Durchführenden, auch ein Arzt persönlich braucht die Zustimmung. Man kann dann nur versuchen, durch erklären der medizinischen Notwendigkeit die Zustimmung des Patienten zu erlangen. In Notfallsituationen ist es nunmal so, das Medikamente, bis auf ganz wenige Ausnahmen, intravenös verabreicht werden müssen, da nur so der im Notfall erforderliche schnelle Wirkungseintritt zu erzielen ist. Gibt man ein Medikament in die Vene, gelangt es mit dem venösen Blut sofort zum Herzen und wird von dort durch das arterielle Blutgefäßsystem gleich verteilt= schneller Wirkungseintritt. Nimmt man ein Medikament als Tablette, muss es erst in den Magen- Darm Trakt gelangen, dort über die Schleimhaut aufgenommen werden, geht dann mit dem venösen Blut des Darms erst zur Leber, wird dort verstoffsechselt und gelangt dann erst zum Herzen, von wo es im arteriellen System im Körper verteilt wird und an seinen Wirkungsort gelangt= es dauert im Notfall einfach viel zu lange, bis es wirkt. Bei bewusstlosen Patienten ist das mit der Zustimmung ein Sonderfall, ein Bewusstloser kann der Maßnahme ja nicht aktiv zustimmen, da man so keinem Bewusstlosen mit invasiven Maßnahmen helfen dürfte, sagt die Rechtsprechnung, das der Patient wahrscheinlich der Maßnahme zustimmen würde, wenn er könnte, so genannte mutmaßliche Einwilligung.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.

 Natürlich versuchen wir Rettungsdienstmitarbeiter durch Aufklärung der Maßnahmen die größte Angst zu nehmen. Die meisten Leute sind jedoch froh bei z.B.: starken  schmerzen, Schmerzmittel zu bekommen, den kleinen "pieks" nehmen sie hierbei in Kauf, denn der ist in solchen Momenten das kleinere Übel . Grundsätzlich dürfen wir keine Maßnahmen gegen den Willen eines Patienten durchführen wenn dieser Geschäftsfähig ist, bei z.B.: Bewustlosigkeit zählt die Mutmaßliche Einwilligung. 

Hallo Jana15, wenn sie Panik vor Nadeln haben, ist es immer Sinnvoll das uns vom Rettungsdienst auch zu sagen, wir unterstützen sie dann und schauen das sie das mit den Nadeln gar nicht mitbekommen.

Hallo Jana

musste leider schon oft vom Rettungsdienst gefahren werden.

Die Sanitäter sind in der Regel sehr einfühlsam. Sie schafften es immer mir eine Nadel zu verpassen, trotz meiner wahnsinnigen Angst vor Spritzen. P.S. Immer kriegt man es gar nicht mit.

 

Im Rettungsdienst arbeiten professionelle Menschen, die gelernt haben, sich mit der einen oder anderen Marotte der Patienten auseinander zu setzen. Dazu zählen auch Dinge wie Spritzenangst. Natürlich gibt es da nicht "den Rettungsdienst". Manche Mitarbeiter können durchaus mal genervt reagieren, wenn der Patient erst anruft und dann Stress wegen einem kleinen pieks macht, aber im Grunde ist den Mitarbeitern schon klar, dass der Patient eben eine Phobie hat und nicht mit Absicht rumzickt. 

Man wird dann gemeinsam überlegen, wie man mit der Situation umgeht. Vielleicht ist eine Nadel ja erstmal gar nicht nötig? Wie wäre es mit ein bisschen Ganz-Egal-Medikament in die Nase vorab und dann erst Nadel? 

Je ernster die Lage, desto schneller muss der Patient eben aber auch mal etwas ruppig angegangen werden und die Nadel wird eben platziert (sofern der Patient das nicht explizit ablehnt, dann darf man natürlich nicht), mit festhalten des Arms oder wie auch immer. Denn wegen Spritzenangst würde man niemanden sterben lassen. 

Das Vorgehen ist also abhängig davon, wie schlimm der Notfall ist. Generell geht man auf den Patienten gut ein.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Anästhesist und Notfallmediziner