Dürfen Christen nach Reichtum streben um Sorge los zu leben?
Hallo,
ich setze mich seit einiger Zeit immer mehr mit meiner Religion auseinander und komme nun zu folgender Frage:
Darf ich als Christ nach Reichtum streben, um damit ein sorgenfreies Leben zu führen, wie ich es gerne hätte (also großes Eigenheim, Familie, 2 Kinder, oft in Urlaub, finanziell unabhängig, ...) oder ist das Streben danach nicht gut angesehen. Es geht mir nicht darum, reich zu sein, um anzugeben mit teuren Luxusartikeln, etc. Ich möchte nur meiner Familie und mir in der Zukunft ein schönes Leben ermöglichen, weshalb ich oft an Feiertagen und Sonntagen arbeiten gehe und viel in Aktien investiere und zurück legd, damit ich das Ziel erreichen kann. Denn der Wunsch nach so einem Leben kann in dieser Welt lediglich durch ein hohes Vermögen erreicht werden oder sehe ich das falsch? Und ist dadurch das Mittel zum Ziel also viel Geld zu haben/verdienen um ein schönes Leben zu führen wie ich es mir wünsche eine "Sünde"?
Ich hoffe Ihr könnt nachvollziehen wie ich das meine und mir ernsthaft, vielleicht auch mit Bibelzitatem dabei helfen, Einsicht in dieses Thema zu erlangen.
Danke schonmal im vorraus.
7 Antworten
So weit ich das verstehe, wird im Christentum vor Übermaß gewarnt. Bspw. Völlerei. Das bedeutet ja nicht, dass du nicht viel essen dürftest, nachdem du durch Krankheit oder Hungersnot längere Zeit fast nichts zu dir nehmen konntest. Sondern nur, dass du nicht dauerhaft weit über den Hunger hinaus nur aufgrund des Genusses essen solltest, es wird im Prinzip für Verschwendung und ggf. Ess-Sucht gewarnt.
Bei den Finanzen ist das mMn auch so: Es wird vor Unmäßigkeit gewarnt. Auch vor Geiz. Aber nicht davor, seinen Lebensunterhalt zu sichern.
Beim Genuss des Lebens - Urlaub etc. - kann man sicherlich streiten, da gibt es m.W. Bibelgeschichten, die den eher verpönen. Man muss aber sehen, dass die Bibel auch zu komplett anderen Zeiten geschrieben wurde, als wir sie heute erleben und "Sicherheit"/ "Sicherung des Lebensunterhaltes" damals deutlich weniger komplex war als heute.
Ich kenne Pastoren mit teuren Autos, die ohne schlechtes Gewissen jedes Jahr im Ausland Urlaub machen. Vielleicht reicht das als Anhaltspunkt. Diese Menschen sind trotzdem sehr gläubig und zumindest einer ist mMn weit überdurchschnittlich gebildet, eben auch in der Theologie, so dass ich das mal als Anhaltspunkt nehmen würde, dass Genuss und Sicherung des Lebensunterhalts mit dem Christentum vereinbar sind.
Jesus sagt eindeutig, dass das Streben nach Reichtum keine Sicherheit bringt, aber es ist nicht verboten, reich zu sein.
Matthäus19/23 "Jesus aber sprach zu seinen Jüngern: Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher wird schwer ins Himmelreich kommen. 24Und weiter sage ich euch: Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme. 25Da das die Jünger hörten, entsetzten sie sich sehr und sprachen: Ja, wer kann dann selig werden? 26Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei den Menschen ist’s unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich."
Teile mit Anderen ist Christlich und lebe Bescheiden. Leider sieht man von diesen Tugenden in Rom beim Papst genau das Gegenteil.
Zuerst einmal ist ein sorgenfreies Leben mit einem grossen Vermögen überhaupt nicht garantiert. Ich kenne eine Familie, die "schwimmt" im Reichtum. Es gibt eine grosse Villa, Butler, Innenschwimmbad... Doch die Eltern machen sich ständig Sorgen um ihre Tochter (Grund mir unbekannt) und die Frau leidet unter einer schweren Krankheit.
Es gibt noch diverse andere Möglichkeiten, weshalb es bei reichen Leuten kein sorgenfreies Leben gibt.
Ich persönlich kenne beides. Das Leben wie Du es möchtest und das Leben nahe der Existenznot. Welches das bessere Leben ist, kann ich Dir nicht sagen. Denn in beiden Leben gab es sehr schöne, aber auch sehr traurige Momente.
Zu deiner Frage. Ja, Du darfst eine Karriere mit gutem Gehalt anstreben. Ja, Du darfst einen Reichtum geniessen. Die Frage ist nur, welchen Stellenwert Gott bei Dir hat. Dies ganz nach dem wichtigsten Gebot von Jesus:
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.
Die Not der Mitmenschen die muss auch einer reichen Person ein Anliegen sein. Gemäss dem Gebot von Jesus so wichtig wie das eigene Leben. Deshalb 10% des Einkommens für soziale Projekte aufzuwenden, das müsste möglich sein. Wieder aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass auf diesem (Spenden-)Geld ein grosser Segen liegt. Egal ob viel Geld auf dem Konto liegt oder fast keines, Gott trägt einem durch. Im Gegenteil hatte ich sogar das Gefühl, dass, wer wenig hat und trotzdem spendet, mehr Segen bekommt.
Um sorglos zu leben braucht man keinen Luxus sondern soviel wie alle anderen auch. Wer erheblich mehr hat als der Durchschnitt sorgt dafuer, dass andere zu wenig haben. Das gilt auch global - Masslosigkeit ist ein Uebel - da braucht man keine Bibel um das zu erkennen...
"Wer erheblich mehr hat als der Durchschnitt sorgt dafuer, dass andere zu wenig haben."
Und wenn ich weniger arbeite, sorge ich dafür, dass für meine Kollegen mehr Arbeit übrig bleibt - erlebe ich jeden Tag....
Nein, die Welt ist nicht schwarz-weiß.
Ach ja, bitte um Erläuterung? Übrigens kommt die Gott- Dimension in deiner Antwort nicht vor: Absicht oder Zufall?
Was der eine zuviel, hat der andere zuwenig - ganz einfach. Ist doch ueberall so auch wenn die Evolution dazu neigt, Ungleichgewichte zu schaffen. Gemaess Bibel - die die wenig haben werden auch das verlieren und die die viel haben bekommen noch mehr. Das ist das evolutionaere Prinzip des Rechts der Staerkeren aber Evolution war noch nie christlich...
Himmel und Hoelle - genau da liegt m.E. der Dualismus. Deswegen verwerfe ich (gemaess meiner Glaubensrichtung uebrigens) das AT...
Jesus hat laut den Evangelien kaum etwas gesagt, das nicht schon im Alten Bund geschrieben wurde. Welche christliche Glaubensrichtung verwirft das Alte Testament?
"Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als daß ein Reicher in den Himmel kommt." (MK10/25, ff)
Erst bei den Protestanten setzte sich die Ansicht durch, daß wirtschaftlicher Erfolg ein Ausdruck von Gottgefälligkeit sei.