Lohnt sich Wechsel des Ausbildungsbetriebes zum 3. Lehrjahr?
Hallo zusammen,
ich befinde mich derzeit in einer kaufmännischen Ausbildung und stehe kurz vor meinen Zwischenprüfungen, bin also derzeit im zweiten Ausbildungsjahr. Ich überlege schon länger meinen Ausbildungsbetrieb zu wechseln. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es sich noch lohnt und ich überhaupt Chancen hätte das sowieso schon kürzere dritte Lehrjahr in einem anderen Unternehmen abzuschließen (zwecks Einarbeitung, etc.), daher suche ich nun hier Rat bzw. ein paar andere Meinungen.
Hier ein Einblick in meine Situation:
Leider habe ich schon seit einiger Zeit Probleme mit meinem Ausbildungsbetrieb. Ich habe beispielsweise insgesamt fünf Monate als Platzarbeiter draußen arbeiten müssen (welche nichts mit den Tätigkeiten meines Ausbildungsberufs zu tun haben). Ich wurde von meinem Vorgesetztem auch gefragt, ob ich meine Ausbildung nicht abbrechen und als Platzarbeiter anfangen möchte, weil er den Eindruck hat, ich würde darin aufgehen.
Ich durfte insgesamt ca. acht Monate lang, Tätigkeiten meines Berufes ausführen. Dazu zählen allerdings sechs Monate die für eine Aufgabe, die nach frühestens einem und spätestens zwei Monaten, wenn nicht sogar früher, hätte beendet sein können (Dokumentation der Effizienz einer neuen Maschine) auf dem Platz verbringen musste.
Seit Beginn des zweiten Lehrjahres bin ich dann schließlich doch noch im Büro gelandet, wo ich allerdings nun schon 6 Monate (bis zum aktuellen Zeitpunkt) die gleiche Arbeit erledige, wenn sie denn vorhanden ist.
Dazu kommt, dass ich mit der "jeder ist sich selbst der Nächste" Mentalität nicht klar komme. Sobald eine Tür zu geht wird, nicht selten bösartig, über Kollegen gelästert. Das weiß ich daher, weil es dort selbst wenn ein Azubi im ersten Jahr (meine Wenigkeit) dabei ist ohne sich auch nur ein wenig zurück zu nehmen getan wird.
Ich habe das Gefühl nichts im Betrieb zu lernen (in der Schule läuft soweit alles gut) und ich fühle mich mit jedem Tag, den ich dort verbringe unwohler und möchte am liebsten sofort gehen, bin mir aber, wie oben schon erwähnt, unsicher, ob es sich überhaupt lohnt oder ich mich einfach durchquälen sollte.
Das Ergebnis basiert auf 2 Abstimmungen
3 Antworten
Eine pauschale Antwort hierbei zu geben halte ich für unseriös. Es muss mehr betrachtet werden.
Zuerst einmal gibt es einen Ausbildungsrahmenplan. Nach diesem muss Dich der Betrieb ausbilden. Darin ist festgeschrieben, was in welcher Zeit zu lehren ist. Daneben gibt es einen betrieblichen Ausbildungsplan, der ebenfalls einzuhalten ist.
Es kommt oft vor, dass Azubis als billige Arbeitskräfte verstanden werden, allerdings können sie sehr schnell teuer werden. Du führst ein Berichtsheft und das muss unterschrieben werden. Wenn darin nun ständig Tätigkeiten aufgeführt sind, die mit dem Ausbildungsberuf oder dem Ausbildungsrahmenplan nichts zu tun haben, kann Dir das in der Abschlussprüfung auf die Füße fallen und damit auch den Betrieb u.U. sogar teuer zu stehen kommen.
Nun bleibt die Frage wie der Betrieb aufgestellt ist. Gibt es dort einen Ausbilder? Dann wäre mit dem das Gespräch zu suchen. Sollte es den nicht geben oder dieser nicht bereit sein, kannst Du den Weg über Vorgesetzte suchen oder Dich an die Zuständige Stelle (in Deinem Fall die IHK) wenden. Dort gibt es Ausbildungsberater. Die können Dir fachlich eine fundierte Antwort geben und Lösungsvorschläge machen. In Deinem Fall würde mich ein Gespräch zwischen Dir, dem Ausbildungsberater und dem Betrieb nicht wundern.
Dies wäre auch mein Rat an Dich. Der Ausbildungsberater kann sogar dafür sorgen, dass Du einen entsprechenden Ausbildungsplatz bekommst falls ein Wechsel unausweichlich ist. Mach das nicht alleine!!!
Ich bin Ausbilder und Vorsitzender des Prüfungsausschusses. Ganz blank bin ich in dieser Materie also nicht ;-)
Viel Erfolg und alles Gute!
Vielen Dank für die Antwort. Ich werde nächste Woche mit meiner Ausbilderin über den Ausbildungsrahmenplan und den betrieblichen Ausbildungsplan sprechen und dann schauen wie es weiter geht.
Ich bin eigentlich für ein selbstbestimmtes Leben. Bei Ausbildungen ist das aber immer so eine Sache. Eine Ausbildung machst du nur um am Ende einen Abschluss zu haben. Der öffnet dir Türen. Die Ausbildung ist leider nicht dafür da, ein Experte in deinem Beruf zu werden. Da musst du dich in den meisten Fällen selbst noch weiter bilden.
Deshalb ... arschbacken zusammen kneifen und das Jahr rumkriegen. Du schriebst "...die gleiche Arbeit erledige, wenn sie denn vorhanden ist...". Das heißt für mich, dass du auch mal keine Arbeit hast? Klingt für mich nach einen Easy Ding.
Nach deiner Ausbildung stehen dir alle Türen offen.
Das ist sehr kurz gedacht. Die Ausbildung macht keinen zum Experten, das ist richtig. Allerdings vermittelt sie das grundlegende Handwerkszeug. Wer das nicht hat, kann durch die Prüfung fallen oder er schließt schlechter ab als er könnte. Damit entgeht ihm u.U. Gesellenlohn, den er erhalten würde, wäre er korrekt ausgebildet oder er hat schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Somit stehen nach der Ausbildung nicht unbedingt alle Türen offen.
Genau so war es bei meiner Ausbildung auch. Da du in der Firma anscheinend nicht bleiben willst, hast du die Chance dich 1 Jahr lang auf den Arbeitsmarkt vor zu bereiten und das zu lernen was du willst und brauchst. Bei mir war es eine andere Programmiersprache. Was ich im Unternehmen gelernt habe, hätte mich niemals weiter gebraucht. Das was ich mir in dem 1 Jahr selbst beigebracht habe hat mir Tür und Tor geöffnet.
Deswegen kann ich dir (mit den neuen Infos) nur raten unbedingt bei dem Unternehmen zu bleiben und die "freie Zeit" zu nutzen. Sowas bekommt man nicht so schnell wieder.
Meine Schwester musste auch den Betrieb wechseln. Sie arbeitete in einer Apotheke in der Lehre zur Pharma-Assistentin und ihre Chefin war unerträglich.
Mein Rat an dich: Schnupper zuerst in verschiedenen Betrieben um die Teams kennenzulernen. Sobald es auch schon nur besser ist, bewirb dich. Du kannst deine bisherige Erfahrung als als Bonuspunkte zählen lassen. Trau dich und versuch es. Der Falsche Betrieb kann einem nicht nur die Lehre sondern auch die Freude am Beruf zunichtemachen.
Es wird dem Fragesteller nicht möglich sein während seiner Ausbildung in andere Betriebe reinzuschnuppern!
Ja, meistens habe ich eigentlich nichts zu tun. Ich darf die Hausaufgaben der Berufsschule oder einfach lernen je nach Abteilung auch nicht, da das auch nur "Zeit absitzen" sei. Prinzipiell ist es auch nicht schlimm nicht mit Arbeit überschüttet zu werden, ca. die Hälfte der Zeit da zu sitzen und sich zu langweilen ist auch nicht das Wahre.