Drehmoment mainboard?
Hallo, bei der Anleitung von meinem mainboard steht dass die Schrauben ins Gehäuse mit 3kg Drehmoment reingeschaut werden müssen, was genau bedeutet das jetzt? Und kann ich es auch einfach mit einem normalen Schraubendreher festdrehen? Oder wäre es besser wenn ich extra so ein Teil kaufen?
6 Antworten
Kilogramm ist die Einheit für Masse, hier hast Du was mißdeutet.
In der Anleitung steht "3 kgf cm ", was "Kilogramm-force-cenitmeter" bedeutet, eine amerikanische (?) Einheit für Drehmoment.
1 kgf m ist die Kraft, die nötig ist, eine Masse von einem Kilogramm um einen Meter pro Quadratsekunde zu beschleunigen, die auf einen Hebelarm von einem Meter wirkt. Da hier jedoch cm angegeben sind, sind das hundertstel davon, also nicht viel. Also keinesfall mit "3 kg Kraft" am Schraubenzieher drehen!
In der Fußnote zu der Drehmomentangabe siehst Du ja das europäische Äquivalent: 0,3 Nm (bzw. 2,6 pounds per inch, also Pfund pro Zoll). Das ist recht wenig Drehmoment. Zum Vergleich: Eine Maschinenschraube mit 6 mm-Gewinde wird normalerweise mit 10 Nm angezogen.
Das geringe Drehmoment hat auch einen Grund, der nicht nur an den recht kleinen Gewinden (M3?) liegt: Zum einen sitzen die Sechskantmuttern, auf die das Board plaziert wird, i. d. R. im recht dünnen Blech des Gehäuses. Die hier reingeschnittenen Gewinde sind sehr kurz und daher ruck zuck ausgerissen. Erst recht, wenn es ein Alu-Gehäuse ist.
Das Board wiederum, das die Schrauben halten sollen, ist aus einem kunststoffähnlichen Material. Die Leiterbahnen sind auf beiden Seiten angebracht. Wenn Du die Schrauben zu fest ziehst, kann das Board an der Stelle Risse bekommen, was wiederum Leiterbahnbrüche, Kurzschlüsse, oder "Wackelkontakte" verursachen kann. Und dann wundern sich die Leute, wenn das nagelneue Board nicht funktioniert oder zeitweise rummspinnt...
Einen Drehmomentschlüssel mit 0,3 Nm (oder 30 Ncm) wirst Du kaum zuhause haben, zumal die für so kleine Drehmomente sehr teuer sind. Also zieh die Schrauben VORSICHTIG "fingerfest": Einen normalen Schraubenschlüssel für die Sechskantmuttern nur ganz vorsichtig und gefühlvoll mit dem Zeigefinger betätigen, und sofort aufhören, sobald sich die Mutter "fest" anfühlt. Für die Schraube ebenfalls: Falls Du einen normalen Kreuzschraubendreher aus der Werkzeugkiste benutzt: Diesen nur mit Daumen und Zeigefinger betätigen. Drehmoment lieber etwas zu wenig, als zu viel. Du fühlst es, wenn die Schraube fest ist, und dann hör sofort auf.
Mach nach Gefühl mit einem normalen Schraubendreher.
HAND"fest" anziehen, also so, daß die Schraube angezogen ist und ohne "Burtalität" vorgehen, die halten schon
Normal fest anziehen, nicht zu fest!! Dann passt das schon.
Liebe Grüße.
Wenn Du sie fest genug drehst, reicht ein normaler Schraubenzieher.
Ich habe jedes Mainboard bisher mit einem normalen Schraubenzieher eingebaut.
Mit der Angabe möchte sich der Hersteller absichern, damit er nicht haften muss, wenn Dein Mainboard durch einen zu schweren Lüfter kaputt geht.
Mein CPU Lüfter wiegt 980g. Die Mainboard Schrauben habe ich handfest angezogen.
Das Limit für die Gewichtsbelastung ist hier die Festigkeit des Materials: Also was Schrauben und Gewinde an Zug- bzw. Scherkraft aushalten, und hat nichts damit zu tun, wie fest Du die Schrauben anziehst. Zumal sich am Mainboard ja nichts dynamisch bewegt.
Im Gegenteil: Wenn Du die Schrauben mit zu hohem Drehmoment anziehst, dehnst Du sie bzw. die Gewindegänge, was das Material schwächt oder gar an-/ausreist.
Alte Schlosserweisheit: "Nach fest kommt lose". ;-)
Korrekt!
Mit der Hand wenn man "gut fest" dreht hat man schnell das 10-fache von den vorgeschriebenen 0,3Nm.
Ein Newton entspricht der Gewichtskraft von 100 Gramm, also "eine Tafel Schokolade schwer". Der Meter in "Newton-Meter" bezieht sich auf die Länge des Hebels.
Hat man also eine Ratsche deren Griff einen Meter lang ist und legt da eine Tafel Schokolade auf das Ende, dann erhält man ein Drehmoment von 1 Newtonmeter. Jedenfalls in der Theorie. Bei einer Ratsche die einen einen Meter langen Griff hat, erzeugt das Eigengewicht bereits mehr als 1Nm.
So eine lange Ratsche kennt man vom Auto zum Räder wechseln, da muss man bei Stahlfelgen über 100Nm erzeugen, also mit Zirka 10 Kg Kraft auf den Griff drücken.
0,3Nm, das ist "fast nichts", mit einem kleinen Schraubendreher "gut angezogen" erreicht man wie gesagt leicht 3Nm.
Das bedeutet also, Du darfst den Schraubendreher sozusagen nur mit Daumen und Zeigefinger anfassen zum drehen.
Heutzutage sind Drehmoment Schraubendreher auch nicht mehr so teuer. Hatte man früher um "Tausend Euro" dafür ausgeben müssen, kann man heute brauchbare bereits ab €50 bekommen.
Ein Elektriker sollte so was benutzen, denn die Schraubklemmen von elektrischen Anschlüssen haben auch Drehmomente. Und viel zu stark angezogen kann sogar schlimmer sein als zu locker!
Auch kleine Schraubklemmen z.B. an Sicherungsautomaten bekommen mehr als 1Nm (meist um 1,5Nm), daher gehen die meisten Drehmomentschraubendreher erst ab 0,8Nm los!
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Jetzt kannst Du Dir sicher vorstellen, dass 0,3Nm "furchtbar wenig" sind. Das geht schon in Richtung "Uhrmacher"